Was immer die griechische Regierung in der aktuellen Krise tut, es kann nur falsch sein. Am 28. Dezember bescherte sie dem Zentrum von Athen per Dekret einen zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntag, an dem der Einzelhandel die Umsatzeinbußen vom Dezember wettmachen sollte.
Niels Kadritzke
is editor at the German Le Monde diplomatique.
Articles
More than four years after the failure of the UN-sponsored Annan plan, the Greek Cypriot president, Dimitris Christofias, and Turkish Cypriot leader, Mehmet Ali Talat, are to re-open negotiations on 3 September. But in spite of their declared aim to agree a bi-zonal federation by spring 2009, the political crisis in Turkey may undermine their efforts to reunify their common homeland.
The Turkish government’s move to lift the ban on headscarves in universities is part of an ongoing discussion on a new constitution that has the potential to decide the country’s future and would potentially introduce democratic change. With a view to EU membership, too, the constitution must find a post-Kemalist form.
Fragen an die Türkei
Die Armenier 1915
Am 24. April 2005 jährt sich zum 90. Mal der Tag, an dem die Verfolgung
der Armenier durch die jungtürkische Militärjunta während des Ersten
Weltkriegs begann. Bis Ende 1915 wurden mindestens eine Million
armenische Bürger des Osmanischen Reichs aufgrund eines geheimen Plans
umgebracht – durch Hinrichtungen, durch Auszehrung auf Hungermärschen,
durch Massaker staatlich organisierter Mörderbanden. Die türkische
Republik hat dieses “Verbrechen gegen die Menschlichkeit” nie anerkannt.
Die heutige Regierung spricht lediglich von einer kriegsbedingten
“Tragödie” und weist den Vorwurf des “Völkermords” empört zurück. Das
kemalistische Erbe verstellt nach wie vor den offenen Blick auf die
dunklen Seiten der eigenen Geschichte. Doch die kritischen türkischen
Historiker werden sich auf die Dauer nicht bevormunden lassen.
Archäologie, Antikensammlungen und die Beutekunst-Debatte
Wenn der Louvre die Nike nach Hause schickte
Zu den Olympischen Spielen 2004 sollten die Elgin Marbles nach Athen
zurückkehren, aber das Britische Museum spielt nicht mit. Damit ist die
Debatte über Beutekunst jedoch nicht beendet. Die Formel “Zurück an den
Ursprungsort” ist freilich zu pauschal, um die Besitzansprüche auf
archäologische Funde zu regeln.
Ein donnerndes Ochi
In Zypern hat noch einmal das Gestern über das Morgen gesiegt
Das Referendum über den Annan-Plan sollte die Teilung Zyperns noch vor dem EU-Beitritt am 1. Mai 2004 überwinden. Das Ergebnis hat nicht nur in Brüssel enttäuscht: 76 Prozent der griechischen Zyprioten stimmten mit Nein. Bei den türkischen Zyprioten dagegen gab es, rechnet man die Stimmen der türkischen Siedler aus dem Votum heraus, 75 Prozent Jastimmen. Darin drückt sich die Hoffnung auf eine Zukunft aus, die durch das “Ochi” der Inselgriechen auf absehbare Zeit blockiert wird. Deren Nein resultiert dagegen aus einer Unsicherheit, die von der Regierung Papadopoulos systematisch verstärkt und ausgenutzt wurde.
Rechtlich ungebändigte Kriege
Der Internationale Strafgerichtshof- Ein Europäisches Projekt
Aus innenpolitischen Interessen weigern sich die USA weiterhin, dem Internationalen Strafgerichtshof beizutreten. Europa muss trotz allem seine Bemühungen um ein verbindliches Völkerrecht vorantreiben, argumentiert Niels Kadritzke.
Europas letzter Mauerfall
Länder vor dem EU-Beitritt: Zypern
Als am 16. April auf dem Athener EU-Gipfel der Beitrittsvertrag der Republik Zypern unterzeichnet wurde, war die Insel noch immer geteilt. Vorerst können sich also nur die griechischen Zyprioten als künftige EU-Bürger fühlen. Aber die Union hält die Tür für die türkischen Zyprioten ausdrücklich offen. Die waren von ihren Landsleuten im Süden völlig abgeschottet, bis am 22. April in Nicosia der Schlagbaum aufging. Seitdem sind zwischen den Menschen in Norden und Süden so intensive Kontakte entstanden, dass der EU-Beitritt eines vereinigten Zypern zum 1. Mai 2004 keine blanke Utopie mehr ist.