Abgründe des Goldenen Zeitalters
Sowjetvergangenheit in Georgiens Schulbuch
Die Erinnerung an den Sozialismus in Georgien ist widersprüchlich. Verklären ihn die einen als goldenes Zeitalter der Stabilität, deuten ihn die anderen als Fremdherrschaft. Auch an der Bewertung Stalins scheiden sich die Geister. Momentan betont Georgiens Führung die repressiven Züge des Sowjetsystems. Das erlaubt ihr, sich von der alten Elite abzugrenzen. Ein wichtiges Instrument zur Sozialisation der Jugend und zur Vermittlung eines homogenen, nationalen Geschichtsbildes ist das Schulbuch. Es ist ein Bindeglied zwischen Politik, Pädagogik und Geschichtswissenschaft. Doch in den georgischen Schulbüchern herrscht mehr Pluralismus in der Darstellung der Geschichte als in den Diskursen der Elite. Die Deutung der Vergangenheit ist im Fluss.